Autark heizen
Mit mehr Effizienz, Energie und Geld sparen.
Autark bedeutet unabhängig. Ein autarkes Haus ist also unabhängig von der Versorgung von außen. Streng genommen wäre vollkommen autark, wenn auch Nahrung und Wasser nicht von außen zugeführt werden müssten, man an gar kein Netz angeschlossen wäre. Das ist in Deutschland schon aus baurechtlichen Gründen nicht machbar. Ein Anschluss an die Kanalisation muss bestehen und Regenwasser darf nicht als Trinkwasser verwendet werden. Stattdessen kann man sich „energetisch autark“ zu sein als Ziel setzten. Das heißt, man ist im Bezug auf Energie nicht auf die Außenwelt angewiesen, man ist also nicht an das Strom- oder Gasnetz angeschlossen. Das setzt voraus, dass man sich selbst eigenständig und ausreichend mit Energie versorgen kann.
Die energetische Autarkie lässt sich durch diverse Möglichkeiten und Kombinationen sowie in verschiedenen Abstufungen erreichen. Es gilt bei der Auswahl auf die häuslichen Gegebenheiten sowie die persönliche Präferenz zu achten.
Autarke Energielieferanten:
- Photovoltaikanlage (Strom aus Sonnenlicht)
- Windrad (Wind treibt eine Turbine an)
- Blockheizkraftwerk (großer Generator, der Abwärme und Strom produziert)
- Dieselaggregator (Diesel wird verbrannt und die gewonnene Energie in Strom gewandelt)
- Holz (wird verbrannt, erzeugt Wärme, welche in Strom umgewandelt werden kann, CO2 neutral, da Kreislauf)
- Solarthermie (Wärme der Sonne wird durch Kollektoren aufgefangen und erhitzt Wasser und Räume)
- Hybride Systeme (Mischung aus erneuerbarer Energie und fossiler Energie)
Autark heizen:
- Pellet- und Holzheizung
- Wärmepumpe
Energiespeicher:
- Warmwassertank (Wasser wird mit überschüssiger Energie erhitzt)
- Brennstoffzellzelle
- Lithium-Ionen-Akku
Lohnt es sich finanziell, energetisch autark zu werden?
Die Umrüstung des Energiesystems auf eine autarke Energie Versorgung ist mit hohen anfänglichen Kosten verbunden. Diese können jedoch als Investition in die Zukunft betrachtet werden, da von nun an keine fortlaufenden (variablen) Kosten pro Energie gezahlt werden müssen. So amortisiert sich das Umrüsten nach einem gewissen Zeitpunkt je nach Modell. Um diesen Zeitpunkt zu berechnen, müssen Sie mehrere Variablen kennen. Zum einen die Anschaffungskosten, dann die Instandhaltungskosten sowie Laufzeit der neuen Anlage. Dem gegenüber gestellt werden die Kosten, die ohne die Umrüstung auf Sie zu kommen würden. Das sind die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten einer herkömmlichen Heizung, deren Laufzeit und vor allem die fortlaufenden Energiekosten für Strom bzw. Gas.
Kosten auf 20 Jahre:
Herkömmliches System (Gasheizung und Strom vom Netz) | Autarke Energieversorgung (Photovoltaikanlage und Wärmepumpe) |
---|---|
Anschaffungskosten | Anschaffungskosten |
+ Instandhaltungskosten über die Laufzeit | + Instandhaltungskosten |
+ variable Kosten für Energie*Laufzeit |
(Statistisches Bundesamt)
Jährliche Stromkosten = durchschnittlicher Stromverbrauch in DE: 2.782 Kilowattstunden*38 Cent aktuell durchschnittlicher Strompreis = 1.057,16€
Jährliche Gaskosten = durchschnittlicher Gasverbrauch in DE: 14.365 Kilowattstunden*12,98 Cent aktuell durchschnittlicher Gaspreis = 1.899,62€
(1.057,16+1899,62)*20 = 59.134,8€
Bei einer angenommenen Zeitperiode von 20 Jahren fallen somit 59.134,8€ nur für Strom und Gas an. Und das ohne Preissteigerung gerechnet. Wenn wir zusätzlich eine jährliche Inflation von 2% ansetzten, kommt man auf den Wert von 73.278€ nur für die variablen Kosten durch Strom und Gas. Die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten einer Anlage sind noch nicht mitgerechnet.
Die tatsächlichen Kosten können von der Beispielrechnung abweichen.
→ Die Umrüstung auf eine autarke Energieversorgung ist anfänglich teurer als ein herkömmliches System, rechnet sich jedoch desto länger es in Betrieb ist, da im Gegensatz zum herkömmlichen System keine variablen Energiekosten anfallen.
Emotionale Befreiung
Zu dem finanziellen Aspekt kommt noch der psychologische. Durch eine autarke Energie Versorgung sind sie unabhängig von den Entwicklungen der Energiepreise. Sie können bereits heute kalkulieren, wie viel Sie auf die Laufzeit Ihrer autarken Anlage insgesamt zahlen werden und dies auf das Jahr herunterrechnen. Mit einem herkömmlichen System haben sie diese Sicherheit nicht und Sie sind Schwankungen am Energiemarkt ausgeliefert.
Des Weiteren wissen Sie genau wo die Energie, die Sie verwenden, herkommt, wenn Sie unabhängig heizen. Kein Gas aus moralisch fragwürdigen Ländern und kein Strom aus Braunkohle, sondern erneuerbare Energie von Ihrem eigenen Dach.
Wenn Sie energetisch autark versorgt sind, müssen Sie sich auch über lokale Stromausfälle keine Gedanken mehr machen. Da Sie nicht an das Netz eines Stromanbieters angebunden sind, sind Sie von einem Ausfall dessen Netzes nicht betroffen. Allerdings können Sie, wenn Sie über keinen Anschluss an das Netz verfügen, auch nicht auf dieses zurückgreifen, falls Ihr eigenes System ausfällt. In diesem Fall muss schnellstmöglich das Problem behoben werden.
Energie-autark
Vorteile: | Nachteile: |
---|---|
Unabhängig von Energiepreisentwicklung | hohe Anschaffungskosten |
Planungssicherheit | Für 100% Autarkie sehr große Anlage nötig |
CO2 Neutralität möglich | Bei Ausfall des eigenen Systems keine Energie |
Nicht von lokalen Stromausfällen betroffen | |
Reines Gewissen – Keine Energie aus moralisch fragwürdigen Ländern oder Methoden |
Welches Modell ist das passende für mich?
Die Entscheidung, welche Methode autark zu werden die richtige ist, hängt von den jeweiligen Anforderungen und Voraussetzungen Ihrer Immobilie ab. So lohnt sich ein Blockheizkraftwerk erst bei einem sehr großen Energiebedarf, beispielsweise im Falle eines Mehrparteienhauses. Für Photovoltaikanlagen muss wiederum ein geeignetes Dach zur Verfügung stehen. Grundsätzlich sollte jedoch in Betracht gezogen werden, das Gebäude erst energetisch zu sanieren, ehe man in die Energieautonomie investiert. So wird von vornherein weniger Energie benötigt. Mit einer guten Dämmung der Wände und Fenster oder sinnvoll angeordneten Glaselementen in der Fassade (für einen Aufheizeffekt durch Sonnenstrahlen), ist es deutlich einfacher und günstiger energetisch autark zu werden, da der Bedarf geringer wird. Das durch eine kleine Anlage gesparte Geld übersteigt die Kosten der Sanierung in der Regel enormWenn Sie Ihre Immobilie das ganze Jahr über 100% Energie autark versorgen möchten, benötigen Sie eine sehr starke Photovoltaikanlage, die selbst im Winter, bei wenig Sonneneinstrahlung und hohem Energiebedarf, für das unabhängige Heizen ausreicht. Im Sommer, bei stärkerer Sonneneinstrahlung, erzeugen Sie mehr Energie als im Winter, verbrauchen jedoch auch weniger, da sie nicht Heizen müssen. Im Winter genau das Gegenteil. Um auch für den Winter gerüstet zu sein, wird also eine leistungsstarke Anlage benötigt. Das bedeutet wiederum, dass Sie die meiste Zeit des Jahres mehr Energie produzieren, als Sie verbrauchen. Daher ist eine teilweise autarke Energieversorgung in der Anschaffung eine deutlich günstigere Alternative.
Für den (zwischenzeitlichen) Überschuss an Energie stellt sich die Grundfrage: Soll überschüssige gewonnene Energie lokal gespeichert werden oder in das Netz eingespeist werden und bei Zusatzbedarf selbst aus dem Netzt gekauft werden?
- Strom Cloud: Im Sommer geben Sie überschüssige Energie an das öffentliche Netzt ab und können im Winter besonders günstig Strom kaufen.
- Lokale Speicherung:
- Energiespeicher Wassertank (ca 10.000 Liter werden aufgeheizt durch Sonnenwärme)
- Energiespeicher Brennstoffzelle (Wasser wird durch einen Elektrolyseur in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Wird Energie benötigt, werden die beiden Stoffe wieder reagieren gelassen und die freiwerdende Energie genutzt (Hochtechnologie und teuer))
- Energiespeicher Batterie (Lithium-Ionen)
Fazit
Schlussendlich gibt es viele Wege energieautark zu werden bzw. unabhängig zu heizen. Die Entscheidung, welcher Weg der richtige ist, muss dabei ganz individuell getroffen werden. Genauso steht es um die Frage, ob Sie tatsächlich 100% autark sein wollen oder ob nur ein Teil des Gesamtverbrauchs eigenproduziert werden soll. Dabei kommt es auf die baulichen Voraussetzungen und persönliche Präferenzen, sowie den finanziellen Spielraum an.